Durch meine Erfahrungen der letzten 30 Jahre wurde mir bewusst, dass man auf fünf Arten Meditation verstehen und praktizieren kann. Auch wenn die Schwerpunkte dabei unterschiedlich gelagert sind, überschneiden sich diese oder gehen fließend ineinander über. Jedoch haben alle das gleiche Ziel: Weniger mit der Welt, dem Ego und dem Leiden identifiziert zu sein und mehr Gelassenheit, Freude und Spontanität im diesem einzig wirklich erfahrbaren Augenblick zu erleben.

1) Konzentration
2) Offenes Gewahrsein
3) Kontemplation
4) Versenkung
5) Erkenntnis

1) Konzentration

ist wahrscheinlich die häufigste der fünf Arten der Meditation. Um den Geist daran zu hindern, von einem Gedanken zum nächsten zu springen – ähnlich einem rastlosen Affen, der sich unermüdlich von einem Ast zum nächsten hangelt – fokussiert man ein bestimmtes Meditations-Objekt. Dieses sollte weder zu aufregend noch zu langweilig sein, wie z.B. der Atem, die Lebensenergie, eine gleichmäßige Körperbewegung wie Gehen, eine Kerze, ein Mantra oder sonst etwas, wodurch das Gedankenkarussell zur Ruhe kommt. Sich auf ein Meditationsobjekt zu konzentrieren, klingt in der Theorie einfach: Aber jeder, der schon einmal versucht hat, einige Minuten lang den eigenen natürlichen Atem zu beobachten, weiß, wie unbeirrt der Geist an seinen Gewohnheiten festhält.

Warum hat die hohe zielgerichtete Konzentration, die wir oft im Alltag und beim Sport erfahren, nicht unbedingt etwas mit Meditation zu tun? In dem Moment, in dem eine Tätigkeit nur als Mittel für einen bestimmten Zweck genutzt wird und das „Hier & Jetzt“ in seiner Gesamtheit nicht mehr bewusst, entspannt und wertfrei erlebt wird, sind die sattvischen Qualitäten der Meditation vom rajasischen Ehrgeiz und von anhaftenden Ich-Gedanken überlagert.

Richard Stiegler schreibt in seinem Buch „Kein Pfad“: „Meditation ist im Grunde gar keine Übung. Sie ist das, was wir in Wahrheit sind. Sie ist nichts anderes als offenes Gewahrsein – spiegelgleiches Bewusstsein, der Seiensgrund unserer selbst. Wie können wir etwas üben, was wir schon sind?“ Und ähnlich heißt es im bereits erwähnten Yogasutra, dass die Kontrolle der Gedanken nicht nur durch Übung, sondern auch durch Losgelöstheit erreicht wird.“ (abhyāsa-vairāgya-ābhyāṁ tan-nirodhaḥ. I.12.).

Veranstaltungen

  • » Meditations-Workshop

    FR: 17.05.2024

    A 5164 Seeham / Salzburg

  • » Die Kunst der Lebens­balance: Meditations-Yoga-Seminar

    SA, 18.05. - MO, 21.05.2024

    A 5622 Goldegg

  • » Meditations-Weiterbildung in 5 Modulen

    SO: 9.6. bis SO, 6.10.2024

    A 5164 Seeham / Salzburg

„Meditation bringt uns in Berührung mit dem, was die Welt im Innersten zusammenhält.“

Johann Wolfgang von Goethe

2) Offenes Gewahrsein

Eine weitere Art der Meditation ist das gegenwärtige Erforschen. Dabei richten wir nicht den Geist auf ein bestimmtes Objekt aus, sondern wir folgen aufmerksam und unvoreingenommen wie er sich im offenen Raum des Bewusstseinsfeldes bewegt. Anfänglich kann es hilfreich sein, gewisse Rahmenbedingungen zu setzen und sich z.B. nur auf das Hören oder das körperliche Spüren zu konzentrieren. Jedes Geräusch und jede Körperempfindung bringt uns dabei in den unmittelbaren Augenblick. Wir werden erkennen, dass all diese Eindrücke passieren, ohne dass wir dabei etwas tun oder denken müssen. Darüber hinaus können wir uns auch anderen Wahrnehmungskanälen zuwenden, ohne uns darin zu verlieren: dem Sehen – trotz geschlossener Augen, der breiten Palette von Gefühlen und Emotionen – ohne davon absorbiert zu werden, und der kaum fassbaren Welt der Gedanken – ohne darüber nachzudenken.

Seelisches Erforschen bedingt, dass wir nicht mehr den sinnlichen Eindrücken innerhalb oder außerhalb des Körpers folgen, sondern der natürlichen Seelen-Bewegung mit all ihren Gefühlen, Emotionen, Intuitionen und psychosomatischen Assoziationen. Diese Art der Meditation kann nur dann gelingen, wenn folgende Qualitäten beachtet werden:
Offenheit bedingt, dass wir nicht vorherbestimmen, wohin diese innere Reise gehen soll. Vertrauen hilft uns, dass wir uns ganz auf den Prozess einlassen können. Durch Nicht-Wissen müssen wir nichts verstehen und analysieren, was gerade passiert. Um unangenehmen Erfahrungen nicht aus dem Weg zu gehen, brauchen wir Courage, denn schließlich bedeutet Liebe zur Wahrheit nicht bloß das wertzuschätzen, was angenehm ist, sondern das, was sich gerade zeigen will und daher wahr ist.

In diesem Zusammenhang finde ich folgende Definition – die nur eine von vielen ist – sehr stimmig: „Meditation beinhaltet die Fähigkeit, das Unangenehme annehmen und das Angenehme loslassen zu können.“ Das braucht naturgemäß einen bewussten Paradigmenwechsel, denn seit unserer Geburt hören und machen wir genau das Gegenteil.

3) Kontemplation

Einige spirituelle Traditionen bezeichnen Meditation als einen Zustand von Gedankenlosigkeit. Interessanterweise kommt die wörtliche Bedeutung nicht – wie oft irrtümlich angenommen – vom lateinischen „medius“ (Mitte), sondern von „meditari“, was „nachsinnen“ bedeutet. Eine ähnlich treffende Bezeichnung für Meditation gibt es auch im hinduistischen Vedanta, wo „Nididhyasana“ als „geistige Betrachtung“ verstanden wird.

Meditatives Reflektieren macht allerdings nur dann Sinn, wenn der Geist so gesammelt ist, dass er sich angstlos und herzlich einem bestimmten Thema widmen kann. So hat in allen Religionen die Kontemplation über Vergänglichkeit und Sterblichkeit einen essentiellen Stellenwert. Genauso gut kann man über den persönlichen Sinn des Lebens (Dharma) reflektieren, über eine wichtige Lebensentscheidung, eine Gottheit oder über einen Heiligen.

Durch Metta-Meditation kultivieren wir eine Haltung von bedingungsloser Liebe, die nicht nur im Buddhismus eine wichtige Kontemplationsmethode ist. Dabei entfalten wir nicht nur Wohlwollen und Mitgefühl gegenüber unseren Mitmenschen und allen andere Wesen, sondern zu allererst gegenüber uns selbst, mit all unseren Unzulänglichkeiten und Leiden. Auch das Beten (was sprachhistorisch von „Bitten“ kommt) ist eine Form der Meditation, bei der man sich durch verbale oder nonverbale rituelle Zuwendung einem transzendenten Wesen zuwendet.

4) Versenkung

Entrückte, tranceartige Zustände werden von manchen Praktizierenden als einer der wichtigsten Arten der Meditation oder sogar als erwünschtes Ziel gesehen; von anderen wiederum wird dies als die größte Falle verstanden. Vielleicht wurde in den 60er Jahren Meditation deswegen so populär, weil sich einige Hippies dadurch erhofften, einen rauschähnlichen Zustand zu erreichen, der aber nichts kostet und nicht abhängig macht. Jeder sehnt sich manchmal danach, dass sich Probleme wie in Trance oder im Tiefschlaf auflösen. Auch Siddhartha Gautama hatte auf der Suche nach Erleuchtung tiefste Versenkungszustände (Jhanas) praktiziert. Doch er erkannte, dass solche ekstatische Phasen nur temporär sind und nicht zur endgültigen Leidfreiheit des Nirwana führen.

Im Gegensatz zu Einsiedlern, Mönchen und Hardcore-Yogis ist für den normalen Weltenbürger mit seinen menschlichen, familiären und beruflichen Verpflichtungen und Ablenkungen die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch, tiefe tranceähnliche Zustände in der Meditation zu erleben.

5) Erkenntnis

Vielleicht ist die wichtigste Erfahrung, die wir durch Meditation jemals machen können, die Erkenntnis, wer wir wirklich sind; und zwar jenseits des vergänglichen Körper-Geist-Phänomens. Das kann allerdings nur dann geschehen, wenn Meditation als Sprungbrett zur transpersonalen Desidentifikation verstanden wird. In der buddhistischen Einsichtsmeditation (Vipassana) wird erkannt, dass alles, was in und um uns existiert, vergänglich (Anicca) ist und frei von jeglicher Ich-Anhaftung (Anatta). Solange wir diese Realität nicht wirklich erfahren, wird Begehren, Ablehnung und Leid (Dukkha) unser Leben wie einen Schatten begleiten.

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Was andere über mein Wirken sagen:

„Die mit einer Sitzung verbunden kleinen und großen Widrigkeiten nimmt er zum Anlass und zeigt Wege, diese zu transformieren. Damit konnte ich meine Erfahrungen entwickeln und bin in tiefere Ebenen eingetaucht.“

Gerald S.

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