Dienstag, 16 Mai 2017 07:55

Yogatherapie-Konferenz Rosenheim

geschrieben von
Artikel bewerten
(0 Stimmen)

Wenn ich bei so einer großen Yoga-Veranstaltung dabei bin, dann kommen in mir immer wieder ambivalente Gefühle auf, die mir mein etwas zwiespältiges Verhältnis zur modernen „Yogaszene“ widerspiegeln. Es war meine vierte Konferenz, bei der ich die Ehre hatte, als Gastreferent teilzunehmen. Die freundliche Fürsorge der Organisatoren färbte sich dabei wunderbar auf die Veranstaltung ab. Und weil es nicht nur um schweißtreibenden Workout und um körperliche Performance ging, hatte ich die Möglichkeit, Schwerpunkte zu präsentieren, die eigentlich sonst kaum im üblichen Asana-Dschungel und bei den neuesten Yogatrends vorkommen : )

Aber dennoch sind das Themen, die für spirituell Suchende schon vor hunderten Jahren von höchster Bedeutung waren; also zu einer Zeit als „Asana“ mit Meditationssitz definiert wurde und Yoga als Mittel, den Geist zur Ruhe zu bringen.
          
Da zu jeder der 90-minütigen Sessions drei Parallelprogramme liefen, konnte ich ziemlich sicher sein, dass die Teilnehmer*innen nicht nur zufällig bei mir gelandet waren. Und diese interessierte Aufmerksamkeit ließ meine Aufregung schmelzen und mich - nach 5-monatiger Unterrichtspause - wieder in einen gewissen Präsentations-Flow kommen. Am Vormittag ging es um Meditation in Theorie und Praxis. Dabei ist für mich immer wieder faszinierend, wie wenig Anweisungen es braucht, um Menschen – egal ob Erfahrene oder blutige Anfänger, alt oder jung, gesund oder völlig unsportlich - in einen transpersonalen Raum der Stille zu bringen.

Die spannenste von all den Fragen, die mir bei dieser Konferenz gestellt wurden, lautete: „Was ist der Unterschied zwischen Trance und Meditation?“ Meditation ist ein so umfassender Begriff – übrigens wie Yoga -, dass man fast alles, was unter Spiritualität läuft, in die Richtung interpretieren kann. Zwar sind für mich Achtsamkeit und Selbst-Bewusst-Sein die entscheidenden Meditations-Faktoren, aber es gibt auch tiefste meditative Zustände (Samadhi), die man als Trance bezeichnen könnte.

Am Nachmittag präsentierte ich die vier Brahmavihara, jene höchsten Gefühlszustände, die nicht nur im Buddhismus oder in den Yoga-Sutren von größter Bedeutung sind, sondern eigentlich das genialste beinhalten, was wir als Menschen im Leben und tagtäglich entfalten können: Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut. Der indische Weise Nisargadatta Maharaj hat dies einmal so zusammengefasst: „Wenn ich erkenne, dass ich Nichts bin - das ist Weisheit Wenn ich erkenne, dass ich Alles bin - das ist Liebe. Und zwischen diesen beiden fließt mein Leben."

Gelesen 14141 mal