„Und alles kommt und geht und atmet Leben.
In all dem Atmen schwingt ein Segen der uns vielleicht auch in die Welt der Stille trägt;  
Wo alles ruht Gesammelt – Gelöst von Zeit und Raum.
Und ohne Warten ruht Bis wieder Leben kommt und geht und alles kommt und geht … und atmet Leben.“   
(Verfasser unbekannt)

Ein weiterer Sonnen-Zyklus ist gerade zu Ende gegangen und inspiriert mich zu diesen Sonnwend-Gedanken. Dieser jährliche und natürliche Wendepunkt kann uns als Erinnerung dienen, dass alles im Kommen und Gehen ist: Das es kein ewiges Wachstum gibt, das jedem Höhepunkt eine Abwärtsbewegung folgt, das jeder Kraft eine Schwäche folgt, jeder Ausgeglichenheit eine Disbalance, jeder Gesundheit eine Krankheit, jeder Jugend das Alter, und jedem Altern der Tod und die Auflösung.

„Panta Rhei“: Der Kosmos und die Natur zeigen uns jeden Tag wie ALLES FLIESST und wie sich die Kreisläufe auf den unterschiedlichen Sphären immer wieder schließen und erneuern. Wenn wir regelmäßig in der Natur sind, können wir auf der materiellen Ebene diese fließenden und selbstverständlichen Wechsel deutlich und erstaunt beobachten.

Wenn wir achtsam und feinfühlig unseren Körper und unsere Lebensenergie im Zusammenspiel mit diesen kosmischen und natürlichen Veränderungen um uns herum spüren, dann werden wir ebenfalls die Veränderungen der eigenen Rhythmen und Bedürfnisse wahrnehmen. Wir respektieren, dass Lebensenergie und Schlafbedürfnis im Winter ganz andere sind, wie im Sommer und im Frühling ein anderes inneres Klima herrscht wie im Winter.
Genau über diese immanente „Chrono-Biologie“ geht es in meinem Blogartikel „Ayurveda und richtiges Timing“.

Ist es ein Wunder, dass viele Menschen sich chronisch so erschöpft und so lebens-müde fühlen? Wir Menschen entwickeln uns zwar auf künstlicher und technischer Ebene rasant und ungebremst weiter (und nennen das „Fortschritt“), übergehen und ignorieren dabei permanent und tagtäglich die natürlichsten Bedürfnisse. Wir tackten und stressen uns rund um die Uhr im unnatürlichen Stunden- und Minuten-Rhythmus und haben gar nicht mehr die Zeit, das Gefühl und die Aufmerksamkeit auf die immanente Körperintelligenz zu lauschen.

Oft reißt uns der Wecker aus einer Schlafphase, in der eigentlich unser Körper & Geist sich noch ausruhen und regenerieren will. Wir essen, auch wenn wir nicht hungrig sind, wir nehmen unseren Durst nicht mehr wahr und verkneifen uns das Aufs-Klo-Gehen, sei es wegen einem ver-rücktem Stundenplan oder wegen einem übertriebenen Arbeitspensum.

In der modernen Psychologie nennt man das TCS: Time Compression Syndrom. Wir versuchen in einem 24-Stunden- und 365-Tages-Rhythmus mehr hineinzupressen, als was menschlich und natürlich möglich und stimmig wäre. Hier hat unser Organismus zum Glück jedoch eine psychosomatische Notbremse eingebaut. Dieser Überlebensmechanismus kann in unterschiedlicher Form und völlig unerwartet eintreten. Beispielsweise in Form von Krankheit, Unfall, Verletzung oder als Burnout.

Die Hybris des von sich zunehmend entfremdeten Menschen und einer zunehmend unmenschlichen Gesellschaft (Stichwort Transhumanismus) hat mittlerweile völlig ver-rückte Ausmaße und Maßnahmen erreicht. Einige haben diese leidvollen und sinnbefreiten Auswüchse in den letzten zwei Jahren im eigenen Land und am eigenen Leib leidvoll erfahren müssen.

Und ich befürchte: Solange sich nicht viel mehr Menschen kritisch äußern und aktiv für unsere Grundbedürfnisse und Grundrechte eintreten, werden wir nicht ans Ende des gegenwärtigen menschlichen, demokratischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Tunnels gelangen,

Niemand weiß, wann er genau den Zenit seines Lebens überschritten hat und die körperlichen Kräfte und mentalen Fähigkeiten allmählich abnehmen. Vielleicht geschieht das so unmerklich, wie ab dem 21. Juni die Tage wieder kürzer werden. Jedoch wissen wir genau, dass der Tiefpunkt dieses Leben beim Eintreten des Todes erreicht ist.

Am Ende dieser Sonnwend-Gedanken komme ich zum Schluss:
Wenn tatsächlich ALLES FLIESST und in Zyklen kommt und geht: Warum soll nach dem letzten Atemzug das Leben in transformierter Art nicht auch weiter gehen? Und vielleicht auch mit all dem karmischen Gepäck, das wir uns in diesem Leben geschaffen oder aufgeladen haben.
„Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“ (Hermann Hesse)