Montag, 13 Juli 2020 09:54

Schutzfaktoren in Krisen

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Wald Herz BlogIn Krisenzeiten habe ich dann schlechte Karten, wenn ich mich negativen Personen anvertraue, die mit jeder Lösung ein Problem haben. Wenn meine Wahrnehmungsfähigkeit durch Emotionen zu stark beeinträchtigt ist und meine Stimmungen mich ungezügelt durchs Leben reißen. Wenn ich inkompetent und problemorientiert bin und wenn ich mich mit anderen immer wieder zerstreite und Stress ein Dauerthema in meinem Leben ist.

Sieben Resilienz-Faktoren

Die Bedeutung von „Zurückspringen“, „Abprallen“ oder von „psychischer Widerstandskraft“ besteht darin, dass ich bei Schicksalsschlägen, Krisen und Katastrophen auf persönliche Fähigkeiten und soziale Ressourcen zurückgreifen kann und diese für die eigene Entwicklung nutze. Die US-Entwicklungspsychologin Emmy Werner fand heraus, dass es kein Zufall ist, warum manche Menschen schon wegen kleinen Problemen völlig aus der Bahn geworfen werden und andere, trotz widrigster Umstände, sattelfest ein glückliches und zufriedenes Leben führen. Sieben dieser seelischen Schutzfaktoren möchte ich hier beschreiben.

Positive Bezugsperson

Ein Mensch der für mich als Baby, als Kind und als Jugendlicher bedingungslos und liebevoll da war, ist vielleicht überhaupt der größte Segen und die wichtigste Quelle für mein späteres Lebensglück. Die daraus entstehende – positive - Feedbackschleife lässt auf ganz natürliche Weise ein Vertrauen in mich, in andere und ins Leben entstehen.
Wenn mich in schwierigen Lebensumständen ein einziger Mensch oder eine Gemeinschaft stützt, dann kann das so wertvoll sein, wie ein Rettungsring für einen Ertrinkenden. Aus diesem Grund hat der Buddha eine spirituelle Gemeinschaft von Gleichgesinnten (Sangha) als Zuflucht bezeichnet und einen edlen Freund (Kalanamitta) als wichtigen Wegbegleiter am spirituellen Pfad.

Realistische Wahrnehmung

Eine wahrhaftige Einschätzung meiner eigenen Emotionen, die meines Gegenübers und einer bestimmten Lebenssituation, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, wie sehr ich Gegenwind und Shitstorm standhalten kann.

Selbststeuerung

Als resilienter Mensch lasse ich mich von der Achterbahnfahrt des Lebens nicht zu sehr mitreißen, weder von den Höhenflügen, noch von den Durststrecken. Deswegen ist ein gewisser Gleichmut (Uppekha) ein so ausschlaggebender Katalysator für innere Ruhe und Zufriedenheit.

Selbstwirksamkeit

Wenn ich schon von klein auf gelernt habe, kreativ zu sein, um ganz eigenständig Dinge und Situation zu erschaffen. Wenn aber Eltern bei ihren Kindern regelmäßig hineinpfuschen und ihnen vorgeben, was sie zu denken und zu tun haben, dann verkümmert dieser Kreationssamen. Als Erwachsene werden wir dann auf ähnliche Weise vorgegebenen Meinungen und fertigen Produkten nachlaufen und verlieren zunehmend unsere Selbstständigkeit und Freiheit.

Problemlösungskompetenz

Dabei geht es darum, nicht nur kreativ zu sein, sondern Unangenehmes, Negatives oder Problematisches zu neutralisieren oder gar in etwas Positives zu transformieren (was mit "Resilienz" bezeichnet wird). Wenn ich es schaffe, kleine Hindernisse selber zu überwinden, dann werde ich mit der Zeit auch die Fähigkeit erlernen, mit schwerwiegenden Lebensthemen oder gar globalen Tsunamis entsprechend umzugehen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, wobei Leidenschaft und Disziplin wichtige Verbündete sind.

Soziale Kompetenz

In Österreich sagt man: „S‘Leben is ka gmahde Wiesn!“ (Das Leben ist keine gemähte Wiese!). Außerdem bin ich mit meinen Bedürfnissen nicht alleine auf der Erde und nicht alle Mitmenschen sind mir liebevoll gesinnt. Je größer meine Kompromissfähigkeit ist und je eher ich auch auf anders denkende Menschen zugehen kann, umso mehr kann ich die scharfen Kanten von Umständen und Charakterzügen abrunden. Ein wichtiger Faktor in meinem persönlichen Krisenmanagement besteht darin, Menschen mit entsprechend kompetenten Fähigkeiten um Hilfe zu bitten.

Stressbewältigung

Jeder von uns kommt unter ungewohnten und negativen Umständen in temporären Stress oder Niedergeschlagenheit. Dabei ist es wichtig, dass ich mich nicht zu lange von solchen Emotionen vereinnahmen lasse. Durch Yoga und Meditation kann ich Tools und Fähigkeiten erlernen, wie ich mich zeitnah und regelmäßig in einen sattvischen Zustand versetzen kann. Diese innere Balance und Klarheit sind essentiell, um Probleme als Chancen zu erkennen und mich aus Krisen zu manövrieren.

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