Nach den ersten fünf Regeln über Ikigai und Glücklichsein bis ins hohe Alter, folgen hier fünf weitere essentielle Hinweise.

Diese Lebensempfehlungen

kommen nicht von irgendwelchen esoterischen Gurus, erfahrenen Medizinern oder reflektierenden Philosophen, sondern von den Bewohnern des japanischen Dorfes Ogimi, die dort glücklich älter werden, als sonst wo auf der Erde.

6) Lächle und sei humorvoll

Ein indisches Sprichwort besagt: „Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück als Glück.“ … und sicherlich bewirkt eine negative Mimik das Gegenteil. Dieses freudige natürliche Strahlen wird von allen Menschen in allen Kulturen in der gleichen Art verstanden. Es wirkt nicht nur auf den Betrachter (meist) ansteckend, sondern hat eine unmittelbare positive Resonanz auf den Lächelnden selber.
Weiser Humor hat auch mit der Fähigkeit zu tun, sich und seine Fehler nicht zu ernst zu nehmen und in jeder persönlichen Tragik den komödiantischen Aspekt zu erkennen. Ein feines Lächeln kann auch mit tiefer Einsicht zu tun haben; so spiegelt das erhabene Lächeln von Buddha-Statuen die Leichtigkeit wider, mit der er jenseits von allen Höhen und Tiefen des Lebens steht.

7) Bleibe in Kontakt mit der Natur

Einerseits ist wahrscheinlich nichts heilsamer, als Zeit in der Natur zu verbringen; andererseits hindert uns unser Lifestyle und die Zerstörung der Natur zunehmend, genau das zu machen. „Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt. Wir fällen sie und verwandeln sie in Papier, um unsere Leere darauf auszudrücken.“ Khalil Gibran
Der Buddha und andere Meister haben schon immer darauf hingewiesen, wie wichtig es für die spirituelle Entfaltung ist, fernab von lauter und hektischer Umgebung zu praktizieren. Als buddhistischer Mönch hatte ich in Asien das Glück, viel Zeit in unberührten Urwäldern zu verbringen. Ich habe das Gefühl, dass sich durch diesen direkten Kontakt mit Mutter Erde viel Heilung vollziehen konnte.
Um das Überleben der Menschheit zu garantieren, müssen wir die gefährdete und fragile Umwelt bewahren. Ebenso ist das Verweilen in der Natur eine unersetzbare Bedingung für körperliche und seelische Gesundheit und Heilung. Dieses alte Wissen hat mittlerweile auch die Wissenschaft bestätigt und der Main-Stream als „Forestbathing“ entdeckt.

8) Sei dankbar

Hierbei geht es gar nicht nur um das verbale Ausdrücken von Dankbarkeit, mit dem uns vielleicht unsere Eltern terrorisiert hatten; es geht hier in erster Linie um eine innere Haltung und um die Gestik, die manchmal wesentlich ausdruckstärker ist als Worte. „Deine Handlung spricht so laut, dass ich nicht hören kann, was Du sagst.“ Ralph Waldo Emerson.
Es ist eine erlernbare Kunst, Dankbarkeit nicht nur gegenüber den offensichtlichen Highlights des Lebens zu empfinden, sondern auch gegenüber den gewohnten Umständen und Alltagssituationen. Denn diese lernen wir oft erst dann als etwas Nicht-Selbstverständliches schätzen, wenn sie der Vergangenheit angehören, wie beispielsweise unsere Gesundheit, unser Alter, unsere Beziehungen, unser Job oder unser Zuhause.
Die erhabenste Fähigkeit besteht aber darin, widrigen Umständen und feindlich gesinnten Menschen dankbar zu sein. Der Dalai Lama sagt: „Du sollst zufrieden und dankbar gegenüber deinen Feinden sein, da sie dir die außergewöhnliche Möglichkeit geben, Geduld und Toleranz zu praktizieren; jenen wesentlichen Faktoren, um negativen Emotionen gegenzusteuern.“
Um sich Dankbarkeit zumindest einmal am Tag ins Bewusstsein zu rufen, kann es sehr hilfreich sein, vor dem Schlafen gehen fünf Situationen oder Begegnungen in ein „Dankbarkeits-Tagebuch“ aufzuschreiben.

9) Lebe im Augenblick

Im Augenblick zu leben, ist der Schlüssel für ein erfülltes und spirituelles Leben, denn es ist der einzige Moment, den wir tatsächlich erleben können. Diese Kostbarkeit schwingt in dem englischen Wort „present“ mit, das sowohl Gegenwart als auch Geschenk bedeutet.
Aber da wir Menschen ohne Bezug auf Vergangenheit und Zukunft nicht leben und überleben können, meint der Sufi-Mystiker Rumi: „Das Heute, recht gelebt, macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück und jedes Morgen zu einer Vision voller Hoffnung. Darum achte gut auf diesen Tag.“

10) Folge deinem Ikigai

Wenn wir diese neun Lebensregeln zunehmend in unserem Leben integrieren, dann wird sich früher oder später, bewusst oder unbewusst, mit viel Mühe oder ganz von selber, der Sinn unseres Lebens offenbaren. Dann wissen wir beim Aufwachen eines neuen Tages ungefragt, warum wir heute aufstehen; und abends schließen wir im Bett zufrieden und im Einklang mit uns und der Welt die Augen.
Die vier essenziellen Fragen dabei sind:

  • Was liebe ich?
  • Was kann ich gut?
  • Was nutzt der Welt?
  • Kann ich davon meinen Lebensunterhalt verdienen?

Wenn wir unser Ikigai gefunden haben, dann spüren wir ganz deutlich, wofür unser Herz schlägt. Wir sollten aber dabei nicht vergessen, dass jede Lebensphase unterschiedliche Prioritäten und Aufgaben mit sich bringt.
„Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben.“
Aus „Stufen“ von Hermann Hesse

Resümee von Ikigai und Glücklichsein

Die richtige Balance von Aktivität und Ruhe, das Integrieren von gesundem Essverhalten und wertvollen Freundschaften, körperliche und geistige Fitness, die Liebe zu Humor und zur Natur, der unbezahlbare Wert von Dankbarkeit, Gegenwärtigkeit und Lebenssinn sind nicht linear messbar. Sie pulsieren, sind unberechenbar, unersetzbar und so würzig wie das Leben selber. Letztendlich liegt es an jedem von uns, ob wir im Leben Ikigai und Glücklichsein schaffen und erfahren.

Begriffe: Dankbarkeit, Humor, Natur