Bei dieser Umfassenden Themaitk möchte ich mich auf drei heilsame und spirituelle Zugänge beschränken, die sich interessanterweise an drei unterschiedlichen Regionen im Brustbereich befinden:
1) Herzorgan und Sinnlichkeit (links) (Siehe Teil 1)
2) Ichbewusstsein und Liebe (mittig)
3) Höheres Bewusstsein (rechts)
Die Herzens-Qualitäten des menschlichen und höheren Bewusstseins
2) Ichbewusstsein
Das Herzsymbol steht für Güte und Liebe, und wird im Allgemeinen mit der Farbe Rot assoziiert. Es entspringt den stilisierten Darstellungen vom Feigenblatt, und später vom Efeublatt, das in griechischen, römischen und frühchristlichen Kulturen symbolisch für die ewige Liebe steht. Es steht aber auch für unerschütterliche Hingabe. Der Herzchen-Kult zu Valentinstag ist ein romantischer Ausdruck dafür; Marien- und Jesus-Darstellungen mit brennenden Herzen deuten ebenfalls auf ein überwältigendes religiöses Gefühl hin. Aber es ist auch kein Zufall, dass der Affengott Hanuman in seiner Brust Sita und Rama immer bei sich trägt.
Liebes-Facetten
In der indischen Philosophie wird klar zwischen Kama (Sinneslust), Prema (religiöser Hingabe) und Maitri (selbstlose Liebe) unterschieden; in der westlichen Mythologie zwischen Eros (begehrender Liebe), Phila (gegenseitige Freundesliebe) und Agape (wohlwollende Liebe). Romantische Liebe, wie sie heutzutage im Westen als selbstverständliche „Leiden-schaft“ erlebt wird, ist erst ab dem Mittelalter adressiert worden. Allerdings führt diese bis heute in den meisten Kulturen der Welt noch ein Schattendasein.
Liebes-Beziehung
Wurde das Herz von Amors Pfeil getroffen, ist das noch keine Garantie, dass man tatsächlich den Partner fürs Leben gefunden hat. Denn in der Verliebtheitsphase legen die chemischen Prozesse des Fortpflanzungstriebes die objektive Unterscheidungsfähigkeit lahm; und das manchmal mit katastrophalen Folgen. Eine Beziehung wird erst dann als rundum stimmig erlebt, wenn alle Aspekte von Liebe, in Form von Eros, Phila, Agape und Romantik, ineinanderfließen und sich beschwingt ergänzen.
Das Anahata Chakra
ist im buddhistisch Tantra und im Hathayoga das mittlere der sieben Hauptchakras. Sie stellt eine Brücke zwischen den drei unteren, weltlich orientierten, und den drei oberen, spirituell ausgerichteten Chakras dar. Der Name bedeutet „unverletzt, nicht angeschlagen", weil innere Klänge, Anahata Nada, im Herzen hörbar sind. Es ist das Chakra der reinen Liebe, der bedingungslosen Freude und es braucht keine äußeren Stimuli um ins Schwingen zu kommen.
Rechter Wegweiser
„Folgen deinem Herzen“ kann bedeuten, seiner Intuition, seinem Bauchgefühl oder seiner Glückseligkeit zu folgen. Aadil Palkhivala grenzt dieses feine sattvische Empfinden klar von Logik und Sinnesfreuden ab: „Dem Herzen folgen, und nicht so sehr dem Kopf oder unserer Lust – das ist der einzige Weg zu mehr Magie im Leben. Lerne, auf die leise Stimme zu hören und nicht so sehr auf die lauten Stimmen des rationalen Hirns oder der blinden Leidenschaft. Denn nur unser Herz kann uns zu unserer Seele führen – und unsere Seele ist das wahre Wunder.“
3) Höheres Bewusstsein
Joseph Campbell, der sein Leben lang Mythologien aller Kulturen studiert hatte, folgte in seinem Leben immer nur einem Motto: „Follow your bliss!“ Darüber sagte er: „Ich bin auf die Idee von Seligkeit gekommen, weil es in Sanskrit - welches die großartigste spirituelle Sprache der Welt ist - drei Definitionen gibt, die den Absprungplatz in den Ozean der Transzendenz definieren: sat-chit-ananda, was ‚Existenz-Bewusstsein-Seligkeit‘ bedeutet. Ich dachte, ‚Ich weiß nicht, was mit Existenz und Bewusstsein wirklich gemeint ist, aber ich weiß, wie sich Seligkeit anfühlt. Daher will ich mich nach ihr orientieren, und die wird mir beides bringen: Bewusstsein und Existenz‘.“
Hridayam
das Sanskrit-Wort für „Spirituelles Herz“, bedeutet wörtlich „Das Zentrum“. (Damit ist übrigens nicht das Anahata-Chakra des Tantra gemeint, das sich entlang der Wirbelsäule befindet.) Viele Menschen glauben, dass dieses spirituelle Herz sich auf der linken Seite oder in der Mitte der Brust befindet. Interessanterweise findet man im Alten Testament die Aussage: “Des Weisen Herz ist zu seiner Rechten; aber des Narren Herz ist zu seiner Linken.“ Prediger 10:2
Als Mercedes De Acosta 1938 ein persönliches Gespräch mit Sri Ramana Maharshi über das spirituelle Herz führte, verwies er auf die rechte Seite seiner Brust und sagte: „Hier liegt Hridaya, das dynamische, spirituelle Herz und für das innere Auge eines Meister des spirituellen Pfades ist es klar sichtbar. Durch Meditation kann man lernen das Selbst in der Höhle dieses Herzens zu finden.“
Das einfache Geheimnis
Nach dieser Reise durch die unterschiedlichen Bereiche des Herzens, wird klar, wie unersetzlich und zugleich anspruchsvoll die spirituelle Reise nach Innen ist. Genau diesen Ratschlag gibt der Fuchs dem kleinen Prinzen auf seinen Weg mit: „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“